Die erste Frage, die ich oft gestellt bekomme, wenn Leute mein Bullet Journal sehen, ist:

Wieso kaufst du dir keinen vorgefertigten Kalender? Die Zeit, die du ins Aufzeichnen deiner Seiten investierest, kannst du doch anderweitig produktiv sein!

Es ist eine sehr berechtigte Frage. Immerhin gibt es mittlerweile Kalender in jeder möglichen Ausführung: Wochenübersichten, Monatsübersichten, ganze Seiten für Tage, mit und ohne Zeitleiste, freie Seiten für Notizen, Feiertagesübersichten, und und und. Aber leider sind diese Kalender immer gleich aufgebaut: entweder gibt es das ganze Jahr über Tagesansichten, oder eben nur beschränkten Platz in Wochenansichten. Die Seiten sind vorgefertigt und können nicht geändert werden.

Und genau das ist das Problem. Jede Woche oder jeder Tag ist gleich aufgebaut. Aber in welchem Leben ist jeder Tag gleich aufgebaut, jeder Tag gleich stressig und hat gleich viele to dos? Also in meinem sicher nicht!

Manche Wochen, vor allem in Prüfungs- oder Vorbereitungsphasen, sind bei mir super stressig. Da bekomme ich die Aufgaben für den Tag, wie Jobs und Haushalt fast nicht unter neben all dem Lernen. Es gibt aber auch Tage, so wie gerade während meines Praktikums, die sehen alle ziemlich gleich aus: Arbeiten, Sport, Essen, Serie, Schlafen. Da gibt es keine großartigen to dos und die Wochenend-Übersichten brauchen mehr Platz als die einzelnen Tage unter der Woche.

Wenn ihr meinen Beitrag Bullet Journaling für Studenten gelesen habt, wisst ihr, dass ich vor meinem Bullet Journal eine organisatorische null war.
Ich habe alle diese Planer ausprobiert, aber sie nie länger als 3-4 Wochen benutzt. Ich mochte es einfach nicht, wenn manche Tage völlig leer blieben und auf anderen Seiten viel zu wenig Platz war.

Zu Beginn meines 4. Semesters habe ich das Internet nach DEM perfekten Planer durchforstet und bin auf Pinterest auf das Bullet Journal System gestoßen. Die vielen kreativen Ideen haben mir sofort gefallen und ich dachte mir „Das mache ich auch!“

Damit ich am Ball bleibe, hab ich mir direkt ein Leuchtturm1917 Notizbuch gekauft. Ich wusste, wenn ich mit einem billigen, einfachen Schulheft oder ähnlichem starte, habe ich bestimmt wieder irgendwann keine Lust mehr. Wenn etwas schön ist, arbeite ich viel lieber damit.

Beim Bullet Journal ist es aber total egal, ob ihr kreativ seid oder eher tägliche to do Listen aufschreibt. Es ist egal, ob ihr 10 verschiedene Brush Pens und Marker benutzt, oder bei einem einfachen blauen Kuli landet. Es ist auch egal, ob ihr eine kreative Ader habt und euch verkünsteln, oder ob ihr es so übersichtlich wie möglich halten wollt.
Vieles entwickelt sich mit der Zeit und ihr werdet lernen, mit was für Seiten ihr am effektivsten seid. Ob ihr es schön braucht, um produktiv zu sein (so wie ich ?).

Gerade das ist das tolle am Bullet Journal: es kann all das sein, was ihr gerade in dem Moment braucht.

Um auf die oben stehende Frage zurück zu kommen: ja es braucht Zeit, all das aufzumalen. Ja, manchmal braucht es sehr viel Zeit. Aber das Zeichnen ist schon immer mein Hobby und viel zu lange habe ich es vernachlässigt, weil ich auch einfach nicht wusste, was ich mit den ganzen Zeichnungen anfangen soll.
Im Bullet Journal hat meine kreative Seite ihren Platz gefunden (und kann super aufbewahrt werden). Ich liebe es, auf die ersten Seiten zurück zu schauen und zu sehen, wie sehr ich mich und auch meine Aufgaben sich weiterentwickelt haben. Es ist fast sowas wie ein Tagebuch (obwohl ich wirklich nie Tagebuch geschrieben habe), auf das man in ein paar Jahren zurück schauen kann.
An manchen stressigen Tagen oder Wochen, wenn ich wirklich keine Zeit habe, große Kunstwerke zu malen, tut es auch eine ganz einfache Wochen- oder Tagesansicht. Ich kann das Bullet Journal so anpassen, wie ich es gerade brauche und wie ich gerade Zeit habe.

Lasst euch nicht einschüchtern von all den perfekten Seiten, die man auf Instagram und co. findet, sondern macht euer eigenes Ding.
Macht es zu eurem Bullet Journal ?

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